Was ein Tag! Heute war es endlich soweit: Ich bin am Nordkap angekommen. Nach 4137,3km und genau vier Wochen Zeit bin ich am großen Ziel meiner Reise angelangt. Der Tag fing für mich heute recht früh um 08:30 Uhr an und nach einem guten Frühstück machte ich mich von meinem Campingplatz auf. Der restliche Weg bis zum Nordkap war schon fast lächerlich kurz: 17km trennten mich und das Nordkap letzte Nacht. Doch bevor ich am großen Touristenziel angelangte machte ich einen Zwischenhalt an einem Wanderparkplatz und bereitete mich auf eine etwa 6-7 stündige bereit. Warum? Naja ich wollte ja immer zum nördlichsten Punkt Kontinentaleuropas. Das ist aber gar nicht das Nordkap. Der Name ist leider etwas irreführend und die meisten Leute wissen das gar nicht, selbst wenn sie am Nordkap waren. Der nördlichste Punkt Europas liegt auf der Landzunge Knivskjellodde. Diese Landzunge reicht etwa 1,3km weiter in den Norden als das Nordkap. Das war also mein Ziel für heute.

Die Wanderung zur Knivskjellodde fängt auf einem Parkplatz etwa 6km vor dem Nordkap an und man muss etwa 9km wandern bis man sein Ziel erreicht hat. Und das habe ich dann gemacht. Mit Rucksack und Kamera bewaffnet lief ich die 9km in etwa 2 Stunden und 45 Minuten. Der Weg führt einen durch eine fremdartig wirkende Landschaft, die sehr eindrücklich und auch extrem menschenleer ist. Das ist das Schöne an der Knivskjellodde: Es gibt hier wesentlich weniger Touristen als am Nordkap, denn die wenigsten kaufen die ganze Strecke bis dort hin. Da war ich also nun, angekommen am nördlichsten Punkt Kontinentaleuropas. Natürlich trug ich mich im gut verstauten Gästebuch ein und machte viele, viele Beweisfotos. Es ist schwer zu beschreiben welche Gefühle mir am Ende der Welt durch den Kopf gingen: Ehrfurcht, Erfüllung, Zufriedenheit, Glücklichkeit. All das und noch mehr erfüllte mich als ich dann mit meinem Kompass an der nördlichsten Landzunge stand und dem Meer lauschte während ich in die Ferne Richtung Nordpol blickte. Der ist übrigens noch über 2000km weiter nördlich und mir somit weiter entfernt als der Großteil von Skandinavien.

Ich blieb am Knivskjellodde für etwa eine Stunde und machte trotz starkem Wind noch eine kleine Mittagspause mit schwedischem tunnbröd (ein dünner Teigfladen mit Schmierkäse aufgerollt) und ein paar Keksen. Außerdem rief in noch Papa und Mama an um Mal Grüße vom Ende der Welt zu schicken. Ja, man hat selbst hier noch Mobilfunkempfang! Als mir dann langsam zu kalt wurde machte ich mich auf den Rückweg zum Wohnmobil. Langsam machte sich aber auch ein altes Problem bemerkt: Bei meiner Wanderung letzte Woche im Höga Kusten Nationalpark muss ich mir irgendwas im Oberschenkel gezerrt haben. Danach tat das Laufen am nächsten Tag etwas weh, aber es ging auch wieder weg. Heute wurde es jedoch auf dem Rückweg zunehmend schlimmer und so brauchte ich einige Pausen bevor ich endlich um etwa 18 Uhr wieder am Wohnmobil war. Eigentlich wollte ich sofort nach der Wanderung weiter zum großen Touristenmagneten Nordkap, aber ich brauchte erstmal ne halbe Stunde Pause bevor ich mich in der Lage fühlte wieder zu fahren.

Um etwa 19:00 Uhr war ich dann aber am Nordkap angekommen und hier werde ich wahrscheinlich die nächsten zwei Nächte bleiben. Zunächst blieb ich erstmal noch ein paar Minuten im Wohnmobil, aber dann trieb es mich doch zur Nordkaphalle. Hier gibt es auf vier Etagen Restaurants, Bars, Souvenirshops, ein Postamt und ein kleines Kino mit Panoramafilm. Doch der Weg gestaltete sich schmerzhafter als erwartet, weil meine Beine nach den fast 20km Wanderung langsam nicht mehr wollten. Erstmal angekommen genoss ich dann aber bei schönem Ausblick noch ein Bier aus der nördlichsten Brauerei der Welt.

Nun bin ich wieder am zurück im Wohnmobil und genieße den restlichen Abend.

Viele Grüße und bis bald

Sören