Heute Morgen hat mich mein Wecker einfach so im Stich gelassen. Eigentlich hatte ich auf meinem Handy einen Wecker für 09:00 Uhr gestellt, aber der hat einfach nicht geklingelt. Gestern hatte ich schon dasselbe Problem, hm komisch… Naja, um kurz vor Zehn wurde ich dann von selbst wach und machte mich so langsam ans Frühstücken. Nach dem gemütlichen Frühstück und ein wenig Hauspflege machte ich mich dann um 13 Uhr recht spät auf den Weg zu meinem heutigen Ziel: der Svartisen-Gletscher.

Bis dort waren es von Nordnes etwa 100km. Die Strecke führte mich durch absolutes Niemandsland. Die Landschaft wechselte von Bergen und Tälern zu weitläufiger Fläche, die von nichts weiter als Gräsern und dem sporadischen verdorrten Baum geprägt wurde. Und in dieser fremdartigen Landschaft lag dann auch das Polarkreiszentrum. Also hielt ich dort kurz an und machte noch einige Erinnerungsfotos – immerhin werde ich für eine ganze Weile nicht mehr so weit nördlich sein. Dort blieb ich etwa eine halbe Stunde und wärmte mich vor der Weiterfahrt noch ein wenig auf – ja, auch mir wird ab und an mal kalt.

Nach dem Polarkreiszentrum war es nicht mehr ganz so weit bis zum Gletscher. Nur etwa 20km über immer schmaler werdende Wege, die ich zu Beginn der Reise weitläufig gemieden hätte. Aber auch das kann man meistern und so war ich kurzerhand am Parkplatz, der zum Gletscher führen sollte. Und da wurde ich heute dann gewaltig enttäuscht: man konnte den Gletscher nicht sehen und die Bootstouren zur Gletscherzunge finden nur vormittags statt – und nicht mehr um drei Uhr nachmittags. Und dafür, dass ich hier am zweitgrößten Gletscher Skandinaviens stand konnte man im gesamten Umfeld erstaunlich wenig davon sehen. Weiter nördlich konnte ich etliche Gletscher sehen, die bis ans Meer liefen, aber den Svartisen konnte ich nicht einmal erblicken. Enttäuschend! Ich hätte zwar zum Gletscher wandern können, aber 8km ohne Partner und an einem Gletscher sind mir dann doch nicht koscher. Damit bleib mir dann nichts anderes übrig als mit ziemlich schlechter Laune den Rückweg für die Suche nach einem Campingplatz anzutreten.

Auf dem Rückweg fiel mir eines auf: das Gletscherwasser in dem Fluss, der die Straße begleitete, war das trübste Wasser, das ich bis jetzt in Norwegen gesehen habe. Und da verstand ich auch warum die Einheimischen dieses Wasser manchmal als „Gletschermilch“ bezeichnen. Diese Bezeichnung trifft das milchig-trübe aber dennoch leuchtend türkise Wasser gut. Der nächste Campingplatz auf meiner Route lag dann in der Stadt Mo i Rana, wo ich nun für die Nacht stehe. Auch dieser Campingplatz hat mittlerweile keine ständig besetzte Rezeption mehr und so musste ich erst telefonisch abklären ob er überhaupt noch geöffnet ist. Einmal abgestellt entschloss ich mich dann aber es mir heute gut gehen zu lassen: Nach dem Abendessen kochte ich mir eine selbstgemachte heiße Schokolade (einfach 150g Schokolade in 500ml Milch auflösen und warm werden lassen – nicht kochen!). Mit Sprühsahne und Schokostreuseln getoppt hatte ich dann ein himmlisches Getränk, dass mich alle Enttäuschung und Sorgen vergessen ließ. Herrlich!

Viele Grüße und bis bald

Sören