Mein persönlicher Reiseblog

Monat: November 2017

Nummer zwei

Hier ist also mein zweiter Blogeintrag aus Kenia. Warum ich mir hier so viel Zeit lasse? Naja, es passiert hier leider nicht sehr viel und somit wäre es schwer für mich jeden Abend einen Blog zu schreiben. Außerdem halte ich mich aus Höflichkeit mit dem Fotografieren zurück. Ich denke das kann man verstehen. Nun aber zu den letzten Tagen.

Am Samstag habe ich nicht wirklich viel gemacht. Einige Leute kamen zu Besuch, weil sie mich Begrüßen wollten, aber abseits davon war der Tag ehrlich gesagt langweilig. Denn selbst, wenn ich meine Hilfe anbiete um etwas machen zu können wird mir das versagt. Am späten Nachmittag kam dann noch Laurenzias ältester Sohn zu Besuch und sorgte sofort dafür, dass ich ein ungutes Gefühl im Bauch hatte: er kam betrunken in mein Zimmer getorkelt und riss die Tür in den Garten auf ohne mich zu grüßen oder mir einen Blick zu würdigen. Und selbst als ich ihn bat mir doch ein wenig Privatsphäre zu lassen (ich war gerade dabei mich anzuziehen) schaute er nur komisch in meine Richtung und schien mich nicht zu verstehen. Das war natürlich äußerst unangenehm, weil ich zu dem Zeitpunkt ja überhaupt noch nicht wusste wer er war. Nachdem ich dann fertig mit anziehen war und mit ihm ins Wohnzimmer ging fing er an irgendetwas mit mir zu reden. Ich kann Englisch zwar eigentlich gut verstehen, aber ein besoffener Kenianer könnte auch gleich Swahili reden. Erst als Laurenzia wieder zuhause war wurde mir klar, dass ich nicht mit einem Fremden redete. Er wollte mir dann noch das Dorf zeigen. Etwas widerwillig stimmte ich zu und folgte ihm ins Dorf. Kaum dort angekommen steuerte er auch schon auf eine Kneipe zu und wollte mit mir ein Bier trinken. Das lehnte ich zwar mehrfach ab, aber er zehrte mich trotzdem in die Kneipe. Ich bestellte ein Bier, bezahlte für uns beide und ging danach so schnell wie möglich nach Hause.

Am Sonntag war hier eine Art Erntedankfest und wir fuhren in das nächste Dorf um dort mit der näheren Familie von Laurenzia zu feiern. Zunächst ging es aber in die Kirche. Ein Gottesdienst in Kenia ist kaum mit einem deutschen Gottesdienst zu vergleichen. Hier ist eine gute Stimmung, es werden rhytmischere Lieder gesungen und die Gemeinde wird stärker einbezogen. Nach der Kirche ging es dann also zu Laurenzias Mutter um dort mit fast 40 Leuten ein kleines Familienfest zu feiern. Die Leute dort waren äußerst herzlich und sehr nett. Außerdem lernte ich Laurenzias Mutter kennen, die sehr alt ist. Mir wurde gesagt, sie sei über 100 Jahre alt, aber da es hier keine Geburtsurkunden oder ähnliches gibt bin ich mir bei solchen Aussagen nie ganz sicher. Am Abend bekamen wir dann noch Besuch von einem der Guides, die uns letztes Mal im Dorf zur Seite standen. Er lebt jetzt in einer größeren Stadt und versucht dort ein besseres Leben aufzubauen.

Und heute habe ich dann mal wieder nicht viel machen können. So ein Tag wird ganz schön lang, wenn man ständig praktisch ins Haus abgeschoben wird und dort einfach bleiben soll. Obwohl ich noch nicht lange hier bin frustriert es mich doch ziemlich stark, dass mir hier die Hände gebunden werden. Alleine wandern kann ich nicht, weil die Gefahr, dass mir etwas passiert zu hoch ist. Auf der Farm helfen kann ich nicht, weil es momentan nichts Größeres zu tun gibt. Im Haushalt helfen kann ich nicht, weil Laurenzia das nur sehr ungerne abgibt. Und so sitze ich nun den lieben langen Tag im Haus und ärgere mich, dass ich nichts machen kann, darf, oder soll.

Ich hoffe, dass sich diese Situation ändert, denn sonst könnte es passieren, dass ich diesen Urlaub frühzeitig beende.

Viele Grüße und bis bald

Sören

 

Muchagori

Hallo zu meinem zweiten Blog-Projekt: Kenia. Auch auf dieser Reise werde ich wieder von meinen Erlebnissen berichten und euch so gut wie möglich an dieser Reise teilhaben lassen. Hier in Kenia werde ich nicht unbedingt jeden Tag einen Blog verfassen, sondern immer nur dann, wenn mir danach ist. Jetzt wo der Rahmen dieser Reihe gesetzt ist will ich nochmal von ganz vorne anfangen.

Wie komme ich überhaupt auf Kenia? Nun ja, eigentlich wollte ich nach meinem Trip durch Skandinavien nach Neuseeland. Aufgrund verschiedener Umstände wurde das dann aber schwer bis unmöglich und so musste ich mir ein neues Ziel aussuchen. Da kam mir Kenia in den Kopf. Immerhin war ich hier letztes Jahr im April zu Besuch und habe hier viele Freunde und auch praktisch Familie hinterlassen. Und da ich das obligatorische Versprechen vom Wiedersehen am Ende der letzten Reise hierher nicht als ein leeres Versprechen enden lassen wollte entschied ich mich die Planungen für Kenia zu treffen. Glücklicherweise war all das ziemlich einfach und so stand die Reise dann auch schon kurz bevor und ich hatte noch gar nicht so richtig realisiert, dass es schon soweit war.

Mit gut gepackten Koffern ging es dann also am Donnerstag, den 23.11.2017, am frühen Morgen nach Kamen. Dort verabschiedete ich mich von Mama und Herbert und fuhr dann mit dem Zug nach Düsseldorf um von dort aus mit dem Flieger weiterreisen zu können. Beim Fliegen konnte ich auch glücklicherweise sehr viel Gepäck mitnehmen: 2x23kg an Koffern und 2 Handgepäckstücke. Und das hab ich auch alles voll ausgenutzt. Der Flug nach Kenia verlief sehr angenehm. Für mein zartes Alter von 19 Jahren bin ich ja nun schon relativ oft geflogen, aber noch nie so bequem und problemlos. Sehr schön war hierbei, dass ich auf beiden Flügen eine ganze Sitzreihe für mich alleine hatte – herrlich. Trotzdem dauerte es über 12 Stunden bis ich in Nairobi landete und dort endlich für eine Nacht in ein Hotelbett fallen konnte.

Am nächsten Morgen um 8 Uhr hat mich dann ein Fahrer abgeholt, der mich bis nach Muchagori brachte. In diesem Dorf lebt meine kenianische Mama Laurenzia. Sie hat eigenes Land und baut dort so ziemlich alles an: Kaffee, Tee, Bananen, Macadamias, Passionsfrüchte und diverse andere Pflanzen. Dazu hat sie noch zwei Kühe und etliche Hühner. Seit ich vor etwa anderthalb Jahren hier war hat sich auch vieles zum Besseren verändert. Sie hat viel gearbeitet und konnte so ihren Lebensstandard erhöhen. Allein diese Veränderung zu sehen war erstaunlich und ergreifend. Den restlichen Tag haben wir dann heute mit kleinen Spaziergängen ins Dorf und auf ihrer Farm verbracht. Wie vom letzten Mal bekannt gab es auch wieder reichlich zu essen und den leckeren kenianischen Tee, den ich in Deutschland nicht so hinkriege.

Schon der erste Tag hier war wieder einmal beeindruckend und ich freue mich darauf hier noch viele weitere Erfahrungen sammeln zu können.

Viele Grüße und bis bald

Sören

 

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén