Hier ist also mein zweiter Blogeintrag aus Kenia. Warum ich mir hier so viel Zeit lasse? Naja, es passiert hier leider nicht sehr viel und somit wäre es schwer für mich jeden Abend einen Blog zu schreiben. Außerdem halte ich mich aus Höflichkeit mit dem Fotografieren zurück. Ich denke das kann man verstehen. Nun aber zu den letzten Tagen.

Am Samstag habe ich nicht wirklich viel gemacht. Einige Leute kamen zu Besuch, weil sie mich Begrüßen wollten, aber abseits davon war der Tag ehrlich gesagt langweilig. Denn selbst, wenn ich meine Hilfe anbiete um etwas machen zu können wird mir das versagt. Am späten Nachmittag kam dann noch Laurenzias ältester Sohn zu Besuch und sorgte sofort dafür, dass ich ein ungutes Gefühl im Bauch hatte: er kam betrunken in mein Zimmer getorkelt und riss die Tür in den Garten auf ohne mich zu grüßen oder mir einen Blick zu würdigen. Und selbst als ich ihn bat mir doch ein wenig Privatsphäre zu lassen (ich war gerade dabei mich anzuziehen) schaute er nur komisch in meine Richtung und schien mich nicht zu verstehen. Das war natürlich äußerst unangenehm, weil ich zu dem Zeitpunkt ja überhaupt noch nicht wusste wer er war. Nachdem ich dann fertig mit anziehen war und mit ihm ins Wohnzimmer ging fing er an irgendetwas mit mir zu reden. Ich kann Englisch zwar eigentlich gut verstehen, aber ein besoffener Kenianer könnte auch gleich Swahili reden. Erst als Laurenzia wieder zuhause war wurde mir klar, dass ich nicht mit einem Fremden redete. Er wollte mir dann noch das Dorf zeigen. Etwas widerwillig stimmte ich zu und folgte ihm ins Dorf. Kaum dort angekommen steuerte er auch schon auf eine Kneipe zu und wollte mit mir ein Bier trinken. Das lehnte ich zwar mehrfach ab, aber er zehrte mich trotzdem in die Kneipe. Ich bestellte ein Bier, bezahlte für uns beide und ging danach so schnell wie möglich nach Hause.

Am Sonntag war hier eine Art Erntedankfest und wir fuhren in das nächste Dorf um dort mit der näheren Familie von Laurenzia zu feiern. Zunächst ging es aber in die Kirche. Ein Gottesdienst in Kenia ist kaum mit einem deutschen Gottesdienst zu vergleichen. Hier ist eine gute Stimmung, es werden rhytmischere Lieder gesungen und die Gemeinde wird stärker einbezogen. Nach der Kirche ging es dann also zu Laurenzias Mutter um dort mit fast 40 Leuten ein kleines Familienfest zu feiern. Die Leute dort waren äußerst herzlich und sehr nett. Außerdem lernte ich Laurenzias Mutter kennen, die sehr alt ist. Mir wurde gesagt, sie sei über 100 Jahre alt, aber da es hier keine Geburtsurkunden oder ähnliches gibt bin ich mir bei solchen Aussagen nie ganz sicher. Am Abend bekamen wir dann noch Besuch von einem der Guides, die uns letztes Mal im Dorf zur Seite standen. Er lebt jetzt in einer größeren Stadt und versucht dort ein besseres Leben aufzubauen.

Und heute habe ich dann mal wieder nicht viel machen können. So ein Tag wird ganz schön lang, wenn man ständig praktisch ins Haus abgeschoben wird und dort einfach bleiben soll. Obwohl ich noch nicht lange hier bin frustriert es mich doch ziemlich stark, dass mir hier die Hände gebunden werden. Alleine wandern kann ich nicht, weil die Gefahr, dass mir etwas passiert zu hoch ist. Auf der Farm helfen kann ich nicht, weil es momentan nichts Größeres zu tun gibt. Im Haushalt helfen kann ich nicht, weil Laurenzia das nur sehr ungerne abgibt. Und so sitze ich nun den lieben langen Tag im Haus und ärgere mich, dass ich nichts machen kann, darf, oder soll.

Ich hoffe, dass sich diese Situation ändert, denn sonst könnte es passieren, dass ich diesen Urlaub frühzeitig beende.

Viele Grüße und bis bald

Sören